Restoring Basic Goodness
Im Social Presencing Theater (SPT) beginnt die eigentliche Arbeit oft nicht während der Übungen, sondern in den Momenten danach. Es ist im „Noticing“ – der tiefen Reflexion und Wahrnehmung unserer Erfahrungen – dass sich die Einsichten kristallisieren. Als SPT-Lehrer und -Begleiter hatte ich das Privileg, diesen Prozess mit unzähligen Individuen zu erleben, von erfahrenen Praktizierenden bis hin zu Neulingen.
SPT-Übungen lassen sich grob in zwei Gruppen einteilen: Solche, die Bewusstsein und Wahrnehmungsfähigkeit aufbauen, wie der „20 Minute Dance“ (Körperwahrnehmung) oder „Village“ (soziales Feld-Bewusstsein), und solche mit einem spezifischen Fokus, wie „4D Mapping“ oder *Stuck“, die darauf abzielen, mehr Klarheit in bestimmte Themen zu bringen. Unabhängig von der Übung ist die Reflexion die entscheidende Brücke zwischen einer nonverbalen Erfahrung und einem nachhaltigen Verstehen.
Nach einer SPT-Übung, die typischerweise in Stille durchgeführt wird, ist meine erste Einladung oft eine einfache, offene Frage: „Was hast du bemerkt? Was hat dich überrascht?“ Dieser Ansatz respektiert den Wahrnehmungsraum jedes Teilnehmers und ermöglicht es ihm, seine Erfahrung ohne vorgegebenen Rahmen frei auszudrücken. Für diejenigen, die stark im kognitiven Denken verwurzelt sind, hilft dieser verbale Austausch, nonverbale Wahrnehmungen zu artikulieren und schafft so eine entscheidende Verbindung zwischen der Übung und ihrer Lebenswirklichkeit. Es ist ein kraftvoller erster Schritt, um die gefühlte Erfahrung in unser bewusstes Denken zu integrieren.
Dies führt mich zu einer Reflexionsmethode, die ich gerne zusätzlich nutze und die als Brücke zwischen individuellem Spüren und kollektiver Kreation dient: „Wenn euer Dorf einen Namen hätte, wie würde es heißen?“
Diese Frage ist täuschend einfach. Sie verlagert den Fokus von der individuellen inneren Erfahrung („Was habe ich wahrgenommen/ gefühlt?“) zu einer kollektiven Wahrnehmung („Was ist die Essenz unseres gemeinsamen Feldes?“). Indem die Teilnehmer einladen sind, das Dorf zu benennen, bewegen sie sich von der persönlichen Reflexion zu einem Prozess der Co-Kreation. Der Akt des Benennens erfordert, eine gemeinsame Qualität zu destillieren und ihr eine Stimme zu geben. Ich habe beobachtet, dass diese Methode oft den feinen Tanz zwischen „Ich“ und „Wir“ sichtbar macht. Ein Name wie „Das Dorf der unausgesprochenen Trauer“ oder „Das Dorf des geduldigen Potentials“ ist nicht nur ein Etikett; es ist ein gemeinsam geschaffenes Artefakt, das ein geteiltes Gefühl kristallisiert. Es ist eine Anerkennung, dass unser individuelles Spüren in ein kollektives Verständnis eingeflossen ist. Dieser Prozess schafft eine neue Ebene der Verbindung, die sowohl zutiefst persönlich als auch zutiefst geteilt ist, und lässt uns erkennen, dass unsere individuellen Erfahrungen Teil eines größeren, gemeinsam geschaffenen Gewebes sind. Doch was passiert, wenn Worte allein nicht ausreichen, um diese Wahrnehmung einzufangen?
Sprache hat jedoch ihre Grenzen. Sie kann nur das ausdrücken, wofür wir Worte haben, und lässt oft „Herzqualitäten“ oder komplexe, noch unergründliche Erfahrungen außen vor. Um diesen tieferen Raum zu erschließen, insbesondere mit fortgeschrittenen Gruppen, führe ich alternative Ausdrucksformen ein:
Diese Methoden zielen darauf ab, unsere Kommunikation über das rein Kognitive hinaus zu erweitern und die emotionalen und intuitiven Dimensionen in unseren Sinnstiftungsprozess zu integrieren.
Reflektiere über deine Erfahrungen und wähle Farben und Formen, die die Gefühle und Eigenschaften der Übung repräsentieren. Erstelle eine Zeichnung, um das emotionale Wesen festzuhalten, nicht eine wörtliche Darstellung.
Verwende kleine Figuren oder Gegenstände, um verschiedene Elemente, Personen oder Gefühle in einer Situation darzustellen. Ordne sie im Raum an, um die Beziehungen und Bewegungen innerhalb deines Systems oder eines bestimmten Problems zu visualisieren.
Fasse deine Gedanken und Gefühle in einer prägnanten poetischen Form wie einem Haiku (5-7-5 Silben) zusammen. Konzentriere dich darauf, einen einzigen, aussagekräftigen Moment oder eine Emotion zu vermitteln, die sich nur schwer in Prosa ausdrücken lässt.
Diese Methoden zielen darauf ab, unsere Kommunikation über das rein Kognitive hinaus zu erweitern und die emotionalen und intuitiven Dimensionen in unseren Sinnstiftungsprozess zu integrieren.
Mein Weg als Facilitator hat mich noch weiter geführt, hin zur kraftvollen Praxis des „Spürens in Stille“. Inspiriert von J. Krishnamurti's Zitat: "The day you teach the child the name of a bird, the child will never see that bird again" (dt.: An dem Tag, an dem du dem Kind den Namen eines Vogels beibringst, wird das Kind diesen Vogel nie wieder sehen), begann ich, die Teilnehmer einzuladen, bewusst das Finden von Worten zu vermeiden und einfach im "Nachschwingen" der Übung zu verweilen. Dies ist kein „Zurückblicken/ Downloading“ aus der Vergangenheit, sondern vielmehr ein gemeinsames „Sein“ in der Gegenwart, das neue Einsichten entstehen lässt.
Ein bemerkenswertes Beispiel ereignete sich während eines Sommerworkshops, wo ich die Gruppe nach einer Village-Übung einlud, einfach in Stille im Kreis zu sitzen und wahrzunehmen. Was dabei entstand, war eine nonverbale Resonanz, die die Verbindung zwischen den Teilnehmenden weiter vertiefte. Die Qualität des "Dorfes" selbst schien im Kreis weiterzuwirken, was zu subtilen Bewegungen und einem tiefen Gefühl geteilter Präsenz führte, das durch Worte allein schwer zu erreichen gewesen wäre. Bei dieser Praxis geht es weniger darum zu verstehen, was passiert ist, als vielmehr darum zu spüren, wie sich die Erfahrung setzt, und eine Offenheit für neue Möglichkeiten zu schaffen, die aus dem "stillen Feld" entstehen.
Wie hat sich dein persönlicher Ansatz zum „Noticing“ im Laufe der Zeit entwickelt?
Gibt es bestimmte Übungen oder Methoden, die du als besonders hilfreich empfunden hast, um die kollektive Essenz einer Praxis zu benennen?
Hattest du ähnliche Erfahrungen, bei denen Stille oder eine nonverbale Ausdrucksform eine tiefere Verbindung geschaffen hat als Worte allein?